Kann man schnell und hektisch reich werden?

Girokonto für Privatkunden

Wer in den sozialen Medien unterwegs ist, der hat sicherlich schon Anzeigen und Posts von jungen und scheinbar sehr reichen Menschen gesehen. Mit welchen Methoden kommen diese jungen Menschen an so viel Geld? Oder ist alles doch mehr Schein als Realität? Dieser Artikel befasst sich kritisch mit Systemen, die versprechen schnell und ohne Aufwand reich zu werden.

Welche Mechanismen stecken hinter diesen Systemen?

Es gibt viele unterschiedliche Systeme und Firmen, die versprechen insbesondere junge Menschen schnell und ohne Aufwand reich zu machen. Natürlich nutzen die Firmen unterschiedliche Strategien und haben nicht die gleichen Produkte oder Dienstleistungen. Der Kern des Geschäfts ist aber immer gleich. Neben den Produkten werden vor allem Hoffnungen, Träume und Visionen verkauft. Deshalb ist es tatsächlich auch nicht so wichtig, welche Firma beworben oder welches Produkt angeboten wird. Am Ende geht es vor allem um eben diese Gefühle, die der Partner der Firma verkauft. Der Mechanismus hinter dem Vertriebssystem funktioniert in vielen Fällen fast identisch. Wer Partner werden will, der muss ein Produkt, eine Lizenz oder eine Dienstleistung der Firma kaufen. Ziel ist es jetzt weitere Verkäufer anzuwerben und an deren Käufen zu verdienen. Wenn man fünf Partner gewinnt und jeder von diesen wieder fünf Partner gewinnt, hat man bereits ein Team aus 25 Leuten, an denen man mitverdienen kann. Im folgenden Abschnitt schauen wir uns an, wie das in der Praxis aussehen kann.

Ein Beispiel anhand einer Nahrungsergänzungsmittelfirma

Aus rechtlichen Gründen können in diesem Artikel keine Namen genannt werden, daher erläutern wir das System an einem Beispiel, welches auf einer realen Firma basiert.
Die Firma vertreibt Nahrungsergänzungsmittel über selbstständige Partner. Um selbstständiger Partner zu werden muss man aber ein Abonnement der Nahrungsergänzungsmittel beziehen. Wer also für den Vertrieb der Firma arbeiten will, der muss gleichzeitig auch Kunde sein oder die Produkte weiterverkaufen. Der Haken an der Sache? Das Produkt einfach nur zu kaufen lohnt sich nicht. Wer Partner wird bekommt die Produkte 30 % günstiger und hat keine zusätzlichen Verpflichtungen. Und wo man schon Partner ist und die Produkte selbst konsumiert, da kann man sie ja auch gleich an Freunde und Bekannte weiterempfehlen. Und schon hat die Firma einen neuen aktiven Partner gewonnen. Das klingt nach einem Schneeballsystem? Ja, ist es aber nicht. Bei illegalen Schneeballsystemen werden keine Produkte vertrieben, sondern das einzige Ziel ist es, neue Partner einzustellen und an deren gezahlten Gebühren zu verdienen.

Wie kann ein potenzieller Partner unseriöse Firmen erkennen?

Wir kommen jetzt zu dem Punkt, der eigentlich den Kern des Geschäftsmodells ausmacht. Wie bereits erwähnt geht es bei diesen Firmen nicht um die Produkte, sondern um die Karrierechancen als Unternehmer. Im Folgenden schauen wir uns einige Merkmale der Firmen an, die jungen Menschen schnellen Reichtum versprechen.

1) Die verkauften Produkte sind vollkommen überteuert

Die Firmen, die diese Strategie fahren, sind am schwersten von seriösen Network Marketing Unternehmen zu unterscheiden. Die hohen Produktpreise werden häufig mit der außergewöhnlichen Qualität gerechtfertigt. Diese Strategie wird vor allem bei Nahrungsergänzungsmitteln oder Haushaltsgeräten angewandt. Die Produkte sind teurer als im Supermarkt, da die Kosten für den Vertrieb auf den Produktpreis gerechnet werden müssen.

2) Der Nutzen der Produkte und Dienstleistungen wird bewusst überhöht dargestellt

Warum sollte jemand überhaupt Interesse daran haben, überteuerte Nahrungsergänzungsmittel zu kaufen, die er zu deutlich besseren Konditionen im Supermarkt erwerben kann? Und warum sollte man fast 1000 Euro für eine Tradingsoftware zahlen, wenn man auf diversen Plattformen, für einen geringen monatlichen Beitrag, Trades von Profis kopieren kann? Diese Strategie funktioniert nur, wenn Nutzen und Wirkung der Produkte von den Verkäufern bewusst überhöht dargestellt werden. Es ist nicht unüblich, dass Verkäufer den Nahrungsergänzungsmitteln eine heilsame Wirkung auf diverse Krankheiten zuschreiben. Bei den Softwareprogrammen wird behauptet, sie würden teilweise abenteuerliche Renditen erwirtschaften. Auch das Lügen über die Renditen von Anlageprodukten wie Gold oder Silber gehören hier zum Alltag.

3) Das Produkt oder die Dienstleistung haben keinen Mehrwert

Hier wird es schon etwas eindeutiger. Viele Produkte und Dienstleistungen der besagten Firmen bieten eigentlich keinen wirklichen Mehrwert. Dieses Merkmal ist oft in Kombination mit dem zweiten Punkt dieses Abschnitts vorzufinden. Eigentlich ist das Produkt nur aus rechtlichen Gründen vorhanden. Gäbe es kein Produkt, würde es sich um ein illegales Schneeballsystem handeln. Daher wird ein Produkt verkauft, das eigentlich niemand kaufen würde, außer wenn er damit Geld verdienen könnte. In den letzten Jahren ist es auch einige Male vorgekommen, dass Scheinprodukte verkauft wurden. Insbesondere bei Dienstleistungen oder Informationsprodukten kann die Firma einfach behaupten, es gäbe das Produkt bereits oder es sei in Arbeit. In Wirklichkeit gibt es aber kein Produkt. Einigen Firmen ist es unter diesen Umständen gelungen, Vertriebsteams von über 1000 Menschen aufzubauen.

4) In den Firmenpräsentation geht es nur um Geld, Karriere und Luxus

Wer in kurzer Zeit viel über eine Firma lernen will, der sollte sich einen Vortrag oder Informationsabend anschauen. Diese Veranstaltungen gibt es natürlich auch in jeder normalen Firma. Während dort aber sachliche Informationen zum Betrieb verbreitet werden, haben die Veranstaltungen von Firmen, die das schnelle Geld versprechen, fast schon etwas sektenartiges. Es wird viel geklatscht, gefeiert und gejubelt. Menschen erzählen ihre eigenen, oft geschönten und teilweise erfundenen, Erfolgsgeschichten, zeigen was für tolle Autos sie fahren und wie luxuriös ihr Leben dank der Firma geworden ist.

Wie man die Vertriebspartner der Firmen auf Social Media erkennt

Im digitalen Zeitalter haben sich auch die Marketingstrategien der Firmen geändert. Während früher noch Kaltakquise am Telefon oder auf der Straße gemacht wurde, setzt man heute auf die Vorzüge des Internets. Täglich kommen Fotos, Storys und Posts über das eigene Leben, die Produkte und Teamveranstaltungen. Diese Marketingstrategie hat genau einen Sinn und Zweck. Sie soll die sozialen Kontakte des Vertriebspartners davon überzeugen, dass es eine gute Idee wäre sich bei ihm zu melden und unter Umständen bei ihm einzusteigen. Wer von einem Vertriebspartner einer solchen Firma angeschrieben wird, der wird wenig bis keine schriftlichen Informationen über das Geschäftsmodell oder die Produkte erhalten, sondern stattdessen zu einem persönlichen Termin oder einem Vortrag eingeladen werden. Nimmt man die Einladung an, sollte man vor Ort auf die hier beschriebenen Verhaltensmuster achten und auf keinen Fall vorschnell etwas unterschreiben.

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