
Eine gute Versicherung deckt alle notwendigen Leistungen ab. Viele Versicherungen sind jedoch von vornherein nicht unbedingt notwendig. Andere sind unabdingbar, weil sie Schäden am Fahrzeug, die eigene Gesundheitsvorsorge oder die Haftpflicht abdecken. Abhängig ist das auch von der individuellen Situation. Welche Versicherungen benötigt werden und welche nicht.
Der richtige Versicherungsschutz ist individuell verschieden
Über 450 Millionen Versicherungen sind in Deutschland aktiv. Das ist auch notwendig, denn Versicherungen dienen der Absicherung bestimmter, oftmals existenzieller Risiken. Sie springen ein, wenn es unverschuldet zu einer Erkrankung kommt, ein Unfall im Straßenverkehr geschieht oder zu Hause eingebrochen wird. Typische Risiken sind oft in Millionenhöhe abgedeckt und bergen dadurch für den Versicherungsnehmer eine gewisse Sicherheit. Dies gilt allerdings nur dann, wenn die Versicherung tatsächlich notwendig ist. Denn viele Versicherungen werden nur in Einzelfällen oder überhaupt nicht benötigt. Welche Policen notwendig sind, hängt von der individuellen Lebenssituation ab. Im Folgenden sind die wichtigsten Pflichtversicherungen, Versicherungen, die je nach Situation sinnvoll sind und Versicherungen, die sich meist nicht lohnen, aufgelistet.
Die wichtigsten Pflichtversicherungen
In Deutschland gibt es verschiedene Pflichtversicherungen. Das Gesetz schreibt vor, dass jeder Bürger eine Krankenversicherung und darunter jeder Fahrzeughalter eine Kfz-Haftpflichtversicherung benötigt.
Die Krankenversicherung zählt aufgrund der umfassenden Leistungen zu den wichtigsten Policen. Angestellte sind in der Regel gesetzlich versichert, Selbstständige oder Beamte sowie Menschen mit einem Jahreseinkommen von knapp 60.000 Euro können sich auch privat versichern lassen. Auch Studenten können unter Umständen zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung wählen.
Personen, die in Deutschland ein Auto anmelden, benötigen eine Kfz-Haftpflichtversicherung. Schließlich können Schäden im Straßenverkehr in die Millionenhöhe gehen, vor allem wenn Faktoren wie Schmerzensgeld eine Rolle spielen. Wer keine Kfz-Haftpflicht abgeschlossen hat, macht sich strafbar. Der Abschluss einer zusätzlichen Kasko-Versicherung ist freiwillig, in den meisten Fällen aber ebenfalls sinnvoll.
In bestimmten Bundesländern sind Tierhalter zum Abschluss einer Tierhalterhaftpflichtversicherung verpflichtet. Die Hundeversicherung deckt durch Haustiere verursachte Schäden ab, welche in der klassischen Privathaftpflicht nicht inkludiert sind.
Die Privathaftpflichtversicherung gehört aber ebenfalls zu den wichtigsten Policen. Sie deckt existenzbedrohende Schäden ab und ist für die meisten Menschen ein Muss. Eine Absicherung über den Familientarif oder den Vertrag des Partners spart Kosten und macht die Privathaftpflicht auch zu einer vergleichsweise günstigen Versicherung.
Als letzte Pflichtversicherung gilt die Berufshaftpflichtversicherung. Sie muss von Ärzten, Notaren oder Wirtschafts- und Steuerprüfern abgeschlossen werden und stellt sicher, dass der Geschädigte in einem Schadensfall nicht auf den Kosten sitzen bleibt. Macht ein Arzt zum Beispiel bei einer Behandlung einen Fehler, greift die Berufshaftpflichtversicherung.
Nach Situation: Diese Versicherungen benötigt nicht jeder
Einige Versicherungen sind nur in bestimmten Fällen notwendig. Dazu gehört zum Beispiel die Wohngebäudeversicherung. Immobilienbesitzer können kaum darauf verzichten, denn die wichtige Police deckt Schäden durch Unwetter oder Feuer ab und lässt sich meist durch eine Elementarschadenversicherung ergänzen.
Reisende benötigen eine Auslandskrankenversicherung. Die Police deckt medizinische Eingriffe und Behandlungen ab und ist für Menschen, die im Ausland unterwegs sind, meist unerlässlich. Der Service ist zwar in der gesetzlichen Krankenversicherung enthalten, beschränkt sich dann jedoch auf bestimmte Zeiträume. Wer länger als acht Wochen im Ausland ist, benötigt dann bereits einen eigenständigen Vertrag.
Für Hundehalter ist die Hundehaftpflichtversicherung notwendig und in einigen Bundesländern sogar gesetzlich vorgeschrieben. Durch die Versicherung werden durch den Hund verursachte Schäden abgedeckt. Denn in der privaten Haftpflichtversicherung ist die Hundehaltung in der Regel nicht enthalten.
Alleinverdienen und Menschen, die einen Hauskredit abgeschlossen haben, benötigen meist eine Risikolebensversicherung. Dadurch werden die Hinterbliebenen gegen Armut versichert. Menschen mit bestehendem Immobilienkredit benötigen die Risikolebensversicherung zwingend.
Berufstätige können außerdem nicht auf die Berufsunfähigkeitsversicherung verzichten. Dabei werden neben körperlichen auch psychische Folgen eines Unfalls abgedeckt und die oftmals geringe Erwerbsminderungsrente aufgefangen. Für junge und selbstständige Menschen gehört die Berufsunfähigkeitsversicherung zur Pflicht.
Für Selbstständige ebenfalls sinnvoll: Das Krankentagegeld. Die Police deckt einen Einkommensausfall infolge einer Erkrankung ab. Berufstätige, die kein Krankengeld von der gesetzlichen Krankenkasse erhalten, sind unbedingt auf Krankentagegeld angewiesen.
Diese Versicherungen werden selten benötigt
Bestimmte Versicherungen sind meist nicht sinnvoll, da sie geringe finanzielle Vorteile bringen oder nur in wenigen Fällen tatsächlich greifen. Dazu gehört zum Beispiel die Versicherung gegen häusliche Notfälle. Die Police bietet bei Notlagen im Haushalt die Kombination aus Service und einem Handgeld und bezahlt zum Beispiel den neuen Kühlschrank oder kümmert sich um die Versorgung des Haustieres, während der Besitzer im Krankenhaus ist. Weil das Handgeld meist gering ausfällt, konzentriert sich die Versicherung zumeist auf den Service, der in der Regel auch von Freunden oder Bekannten übernommen werden kann.
Die Sterbegeldversicherung übernimmt die Kosten der eigenen Beerdigung. Allerdings wird in den seltensten Fällen die gesamte Rechnung beglichen, weshalb ein Sparkonto meistens die bessere Lösung ist. Alternativ bietet sich die Kombination aus einer günstigen Sterbegeldversicherung und einem Sparkonto an, insofern die Sterbegeldversicherung Teil einer anderen Versicherung ist.
Ähnlich die Krankenhaustagegeldversicherung. Sie zahlt für Fernseher und Obst im Zimmer, Parkgebühren und andere Zusatzkosten während eines Krankenhausaufenthalts. Die Einzahlungen fallen in der Praxis meist jedoch deutlich höher aus als die Ersparnis.
Auch die Hochzeitsrücktrittskostenversicherung zählt zu den unnötigen Versicherungen. Sie übernimmt einen Teil der Kosten, wenn die Hochzeit aufgrund einer schweren Erkrankung oder eines Unfalls abgesagt werden. Ein freiwilliger Rückzieher vom Jawort und damit der häufigste Grund für einen Rücktritt von der Hochzeit ist jedoch nicht abgedeckt.
Ebenfalls unnötig: Die Handyversicherung. Weil nicht der Neupreis, sondern der deutlich geringere Zeitwert erstattet wird. Die Police bietet sich für Menschen an, die mehrere Smartphones nutzen und diese aus bestimmten Gründen höheren Risiken aussetzen.
Mit einem Wintergarten im Haus ergibt die Glasbruchversicherung Sinn. Alle anderen können den Bruch einer Fensterscheibe meist deutlich günstiger selbst stemmen. Andere Schäden am Haus sind ohnehin über die klassische Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung abgedeckt.
Fahrzeughalter sind dazu verpflichtet, eine Kfz-Haftpflicht abzuschließen. Die Insassenunfallversicherung soll zusätzlich einspringen, wenn die Insassen sich im Fahrzeug verletzen. Meistens deckt die Kfz-Haftpflicht diese Schäden jedoch ohnehin ab, weshalb auch diese Police meistens nicht nötig ist.
Fotonachweis: Versicherung – Tim Reckmann Hängeregister VERSICHERUNG – flickr – CC BY 2.0